Von der Übertreibung zur Überdrehung im Splatterfilm
Das Spektakelkino des Horrorfilms arbeitet mit drastischen Übertreibungen. In diesem Genre agieren seit den späten sechziger Jahren ekelerregende Körper, die sich in Auflösung befinden und Flüssigkeiten absondern; teilweise wirkt die eingesetzte Gewalt so entgrenzend, daß von den malträtierten Organismen nicht vielmehr bleibt, als ein flüssiger Blutschwall. Zusätzlich verbinden einige Splatterfilme explosive Elemente mit den Überdehnungen und Verdrehungen des Slapsticks. Stand in bisherigen Debatten häufig die Diskussion der expliziten Brutalität im Vordergrund – also die Grenzüberschreitung –, so soll in diesem Beitrag vielmehr gefragt werden, ob diese Filme von einer anderen Warte aus betrachtet einen Fundus für überdrehte Strategien darstellen können.
Den genannten Übertreibungen ist eines gemeinsam, nämlich ein Zuviel an Körperlichem, ein Vorgehen, das auch innerhalb der bildenden Kunst lange Zeit als brauchbar erschien, um der Absurdität der glatten Idealkörper Hollywoods und einer über den vermeintlich körperlosen Geist definierten Hochkultur zu begegnen. Doch sind die abjekten Körper des Splatterfilms ‚kooky' zu nennen? Ein Element scheint in dieser Hinsicht besonders vielversprechend: Der ausgiebige Einsatz von Blut, also der Gebrauch von Sirup oder anderen klebrigen Farbmitteln als Special Effect, besitzt tatsächlich überdrehte Qualitäten. Es soll daher geprüft werden, wieviel ‚Camp' im ‚Splatting Image' steckt: Wird beim theatralischen Vorgang des exzessiven Schminkens lediglich eine Farbschicht auf die Leinwand des Körpers gelegt, so sind hier vor allem Filme von Interesse, in denen diese äußerliche Schicht nicht nur durchbrochen wird, sondern in denen sich die Schminke auch von ihrer oberflächlichen Anwendung loslöst und nun, als flüssige, klebrige wie ansteckende Substanz, wiederkehrt und ein Eigenleben entwickelt, eine überdrehte Aktion, die nicht mehr in kausaler Verbindung mit der gewaltsamen Zerstörung von Körpern steht.