Kunst und Fernsehen 1963-1987. Bis zum 06. Juni im MUMOK Wien zu sehen
Warum gehen Kunst und Fernsehen nur selten eine Liaison ein? Üblicherweise weil sich ihre Handlungsziele und die dazu gehörigen gesellschaftlichen Felder spalten in Form und Botschaft, in Ästhetik und Kommunikation. Die Ausstellung Changing Channels erinnert daran, dass Kunst und Fernsehen von den 1960er bis in die 1980er Jahre dennoch ein facettenreiches Spektrum von Verbindungen hervorgebracht hat. Die Ausstellung zeigt Werke von über 80 Künstlerinnen und Künstlern. Es werden vier thematische Schwerpunkte gesetzt: Manipulationen des TV-Bildes, Logik des Ruhmes, Apparatuskritik und Konsumismus. Dabei geht es nicht um eine lineare Aufarbeitung einer inzwischen historisch geworden Kunstproduktion, sondern um eine Schau, die zentrale Positionen vorstellt und im räumlichen Miteinander zur Anschauung und auch zum Klingen bringt. Gerade dieses räumliche Miteinander macht diese Rückschau zum gelungenen Ereignis. Das erfährt man (nur), wenn man durch die Ausstellung schlendert. Die Anordnung erlaubt dem Besucher alle Freiheiten des Hineinstolperns, wie man es sonst wohl nur aus dem Kino kennt, und die zentralen Informationen sind so gesetzt, dass man sie auch im Stolpern mitnimmt, ohne auf die ästhetische Erfahrung der eigenen Bewegung zwischen den Monitoren und die eigene Zerstreuung verzichten zu müssen. Der Kurator Matthias Michalka ist bekannt für eine sorgfältige Vorbereitung und Gestaltung, die das Nebeneinander von tönender Medien- und Fernsehkunst zum Genuss werden lässt. Das MUMOK glänzte bereits 2003 mit der Ausstellung X-Screen unter seiner kuratorischen Regie und stellte damals das Expanded Cinema vor.
Besonders erfreulich an der Auswahl ist auch, dass nicht nur Ikonen der Videokunst gezeigt werden, wie Ant Farm mit ihrer schönen Konfrontation von Auto und Fernsehen, sondern auch für die Kunst abseitige Produktionen, die eher dem Agit-Prop zuzurechen sind, wie z.B. das Video mit Joseph Beuys „Sonne statt Reagan“ von 1982, das es heute natürlich auch auf YouTube zu sehen gibt. Aber ein Video auf YouTube und dasselbe Video im MUMOK im Kontext der Ausstellung Changing Channels ist erstmal etwas komplett anderes. Wobei sich nach einem Vergleich die Dinge in Bewegung setzen. Ästhetik und Kommunikation sich miteinander verschalten und die MUMOK-Erfahrung plötzlich ins Internet-Video hineinragt – und vermutlich auch umgekehrt.