R: André Techiné, F 1996
Die beiden Szenen mit Fotografie in LES VOLEURS handeln von einem Bild von Catherine Deneuve, das Daniel Auteuil aufnimmt. Es ist gegen Ende des Films. Catherine Deneuve ist eine Philosophieprofessorin, Daniel Auteuil ein Polizist. Sie sind zusammen gekommen, weil sie die selbe Frau lieben, Laurence Cote.
Laurence Cote spielt eine kleine Diebin, so war sie auf den Polizisten gestoßen. Ihr Bruder bezahlte ihr ein Studium, so kam sie zu der Philosophin. Jetzt, Minute 91 von 105, ist die Diebin aus der Stadt verschwunden. Die Philosophin und der Polizist haben sich zusammengetan, die verlorengegangene Diebin zu schützen. Sie sind verlassen von ein und derselben Frau und jetzt, zum Schluß, deutet der Film an, dass sie deswegen ein Paar werden könnten, in dem jeder dem anderen die Diebin ersetzt. Sie hat ihn besucht, sie haben gemeinsam zu Abend gegessen, ihr ist schwindelig geworden vom Alkohol, und er hat sie auf das Bett getragen und sie mit einer Decke bedeckt. Jetzt schläft sie und er betrachtet sie und gleich wird er sie fotografieren.
In dem Film spielte Fotografie bis dahin überhaupt keine Rolle. Daniel Auteuil spricht aus dem Off über die Sequenz, rafft dabei die Zeit zusammen, die vorher war ("... sie hatte mir zuvor erzählt, dass sie Medikamente nahm und nicht soviel hätte trinken dürfen..."). Das berichtende Sprechen aus dem Off ist eines der Erzählprinzipien dieses Films.
Daniel Auteuil bedeckt Catherine Deneuve mit einer Decke. Die Bewegung des Zudeckens, das Geräusch, das die ausgebreitete Decke in der Luft macht, wird zu einem Umschnitt genutzt: Zunächst Auteuil und die ausgebreitet in der Luft schwebende Decke von hinten in einer Halbtotalen, dann, gegengeschnitten in einer Nahen, die Decke, die für Sekundenbruchteile fast den ganzen Bildraum füllt, sich auf Deneuves Körper senkt und dabei die Sicht auf Auteuils Hand freigibt, die einen Rand der fallenden Decke über der rechten Schulter von Deneuve glattstreicht. Das Bild zieht jetzt auf zu einer Halbnahen und man sieht Daniel Auteuil wie er Catherine Deneuve anschaut.
Daniel Auteuil und die Liegende. Er nimmt einen Fotoapparat und fotografiert sie. Der Blick durch den Sucher, das Bild wackelt für einen Moment und friert dann ein mit dem Geräusch des Auslösers. Dann kommt getragene Musik, eine neue Szene. Eine Landschaft am Tag, Berge im Hintergrund, Daniel Auteuil.
Vier, fünf Minuten später ist die Fotografie einmal zu sehen in seiner Wohnung. Es ist ein paar Monate später in dem Film. Aus dem Off ist wieder seine Stimme zu hören, er bügelt Hemden. Die Kamera fährt parallel zur Bewegung des Bügeleisens nach links, schwenkt nach oben, ihn beim Bügeln erfassend, und dann weiter nach links zu einer Kommode, eine leuchtende Lampe ist darauf und daneben in einem Rahmen das Bild der schlafenden Frau. Es gibt jetzt einen Ransprung auf die Fotografie und aus dem Off hört man ihn sagen, dass er nicht an diese Welt geglaubt habe, "ich habe nie an sie geglaubt".