mug shot, sl: Verbrecherfoto
mug, Am. sl.: Idiot
mug, Brit.sl.: Ganovin
Auf dem Foto ist Jean Harrington zu sehen, mit ihrem Vater, dem Karten-Trickbetrüger, auf der Gangway eines Schiffes. Eine wie beiläufige Aufnahme, nicht das, was man einen 'mug shot' nennt. Das Foto sieht harmlos aus. Erst der Text auf der Rückseite des Bildes nimmt eine Identifikation vor.
Warum glaubt Charles Pike das, was er sieht? Genauer: Warum glaubt Charles Pike, dass er sieht, was die schriftliche Erläuterung sagt, dass er sieht? Die Frau, die er liebt, ist nicht die, als die sie sich ausgegeben hat. Pike, der Idiot ('mug' nennt ihn sein Vater), traut seinen Augen. Seine Kraft gewinnt das Foto aus dem Literalismus dessen, der es sieht. Dagegen steht die 'sophistication' der Ganovin - als Bild im Bild. Zu Beginn des Films hält sie einen Taschenspiegel in der Hand. Darin zu sehen ist der Idiot, umgarnt von den Damen im Restaurant. Sie kommentiert und synchronisiert das Geschehen, das er gar nicht begreift.
So kollidieren das weibliche Meta-Bild und die männliche Idiotie eines fotografischen Literalismus. Mit dem Wortspiel 'mug' stellt der Film sich auf die Seite des Doppelsinns vom Trug der Liebe. Es kommt zur Wiederholung, in der rächend die Ganovin Jean als britische Lady Eve auftritt. Sie sieht genauso aus, also kann sie nicht dieselbe sein, sagt Charles. Und irrt. Und hat recht. 'Dieselbe' ist nicht 'dieselbe', das wäre die Lektion, die der alte Adam lernen muss. Es gilt, das Foto zu überwinden.
Am Ende, einem liebenden Vergeben ohne Aufklärung, gibt es kein Bild mehr. Kein Foto, keinen Taschenspiegel. Die beiden finden keinen Platz im selben Bild. Sie verschwinden hinter einer sich schließenden Tür, heraus kommt Pikes Aufpasser, ein heilloser Positivist mit dem sprechenden Namen Muggsy, der noch irrt, wo er recht hat: "Positively the same dame."