(R: Tsukamoto Shinya, Japan 2002)
Bevor die Augen des Objektes erscheinen und noch bevor wir ins Kamerauge blicken, werden wir von der Lampe des Blitzes angesehen. Wir hören seinen zischenden Mechanismus zusammen mit dem pfeifenden Auslösen der Kamera. Für Augenblicke verdunkelt sein grelles Weiß die Leinwand. Dann prasselt der gefilmte fotografische Akt nieder. Das Krachen des Apparates, die treibenden Schnitte, das schneidende Blitzen, die hetzenden Blicke der Kameras (es sind zwei, die fotografische und die filmische), Fragmente eines sich entkleidenden Frauenkörpers, anschwellendes Stöhnen. Ein kleiner Fotoapparat funktioniere nicht, ein großer müsse es sein, mit einem ebensolchen Blitzgerät. Ansonsten könne man sie nicht zum Höhepunkt bringen. Mit einem solchen Aggregat zur Auslösung exstatischer Gefühle wird der Fotograf, der bislang nur Stilleben aufgenommen hat, später die Frau Rinko im Regen in ein Licht- und Knallgewitter tauchen. Doch ist es diesmal nicht der fotografische Apparat, der den sich entkleidenden Frauenkörper zur Extase treibt. Beide beschleunigen sich gegenseitig. Es scheint Rinko zu sein, die beide, sich selbst und die Kamera, mit ihrem nunmehr erwachten Willen zur aus der Wohnung des Leibes entlassenen Lust und der Fernsteuerung ihres Vibrators zu kontrollieren scheint.
Der Fotograf wird zum Anhängsel der Kamera und kann nur mit Mühe ihrem atemlosen Bildermachen folgen. Dass er die dominante Rolle verloren hat, zeigte sich kurz zuvor schon darin, das er mit beinahe quietschenden Reifen an den Ort von Rinkos Schauspiel gerast kam, vorbei am hinter einer Hausecke zusehenden Ehemann, während Rinko schon vor de beiden seit einer Weile ihr Folgenden da war.
Als sie ihre Brüste entblößt hat, stockt das Prasseln des Apparates. Für einen Moment nimmt der Fremde die Kamera vom Gesicht, möchte mit eigenen Augen sehen, was ihn bestürzt. "Warum hast du dich nicht operieren lassen?", fragt er aus dem Auto heraus in den Regen und erinnert uns daran, dass die Frau und er selbst Krebs haben. Und plötzlich sehen wir diesen Körper nicht mehr als gefilmten Akt, sondern in seiner Nacktheit als Rinko, die die Drohung des Todes in sich trägt (trug?).
In der nächsten Szene, die noch nicht das Ende ist, wird sie Shigehiko, ihrem Ehemann, mit einem Lächeln friedvollen Selbstbewusstseins das Essen servieren.
Als sie draußen im Regen (der in diesem Film genauso allgegenwärtig ist wie die Fotografie und das Begehren mit seinen Neurosen) nach einem letzen Aufbäumen erschöpft von ihrer Hingabe an ihr eigenes Bild in sich zusammenbricht, wechselt der Fremde die Kamera. Sie ist kleiner und ohne Blitz. So als habe sie ihre Macht verloren.